Zufällige Schlazeilen

19.07.2014

»Her mit der Wurst«? Her mit mehr Intelligenz und Empathie!

antiveganer »mist« im zeit magazin. christian vagedes antwortet direkt auf die vermeintlichen stammtisch-niveau-»argumente«. bitte weiterverbreiten!
(wichtig: bitte den text vorher kopieren.)
Zum Himmel stinkender »Mist« im @Zeit Magazin
(Christian Vagedes): Ich habe eben eine antivegane Meinungsmache aus dem Zeitmagazin übermittelt bekommen und reagiere prompt. Bitte so weit wie möglich verbreiten. Danke. Ich schreibe meine Antworten direkt hinter den Text aus dem Zeitmagazin.

»Fleischlose Ernährung soll besser sein: für die Umwelt, die Gesundheit, die Moral. Das stimmt nur leider nicht. Sieben Gründe, warum Vegetarier und Veganer falsch liegen« leitet Elisabeth Raether einen seltsamen antiveganen Artikel (»Her mit der Wurst«) im »Zeit«-Magazin ein.
Elisabeth Raether:
1. Die Annahme: Man darf Tiere nicht töten, nur weil sie Tiere sind.
Das ist eine Meinung, eine völlig legitime Meinung, aber keine, die auf Fakten beruht. Es gibt wenige Untersuchungen und wenige empirische Ergebnisse zur Gefühlswelt von Tieren. Was der Tod für ein Tier bedeutet – darüber gehen die Auffassungen auch unter den Tierethikern weit auseinander. Es gibt durchaus einige, die sagen: Man darf Tiere essen, sofern sie getötet wurden, ohne gelitten zu haben.
Christian Vagedes (Vegane Gesellschaft Deutschland):
Was bitterschön ist das denn für ein »Argument«? Basiert denn die Aussage, dass man Menschen nicht töten »darf« auf »Fakten«? Natürlich ebensowenig. Und: Jeder Hunde- und Katzenfreund weiß, wie empfindsam Tiere sind. Was für eine schnöde Ausrede, um weiter Fleisch zu essen. Außerdem gibt es zahlreiche Studien von Biologen zum Schmerzempfinden von Tieren. Würde man die massenwirksam veröffentlichen, würden noch mehr Menschen vegan leben. Stattdessen räumt ein Magazin mit Massenauflage derartigem Zynismus viel Platz ein. Jüngst gibt es z.B. eine Studie aus Australien, die sogar Fischen eine Leidensfähigkeit wie Menschen zuspricht. Nicht von Tierethikern, sondern von Biologen erstellt. Erst kürzlich zeigte die ARD wieder, wie sehr Schweine leiden. Soetwas jetzt zu veröffentlich zeugt auch von Empathiemangel und Uninformiertheit.

Elisabeth Raether (Die Zeit):
2. Die Annahme: Den Nutztieren in deutschen Ställen geht es nicht gut. Wenn ich auf Fleisch verzichte, ist das ein Boykott.
Die Wirklichkeit: Eine Geste. Verständlich. Und sehr praktisch für den Bundeslandwirtschaftsminister. Zusammen mit Veganern und Vegetariern schiebt er die Schuld für die Tiermisere dem verfressenen Verbraucher in die Schuhe. Das bewahrt ihn davor, sich mit der milliardenschweren Lebensmittelindustrie über den absurd niedrigen Fleischpreis in diesem Land auseinanderzusetzen.
Christian Vagedes:
Vegan ist die konsequenteste Möglichkeit, sich persönlich an den grausamen Leiden der Tiere generell nicht mehr zu beteiligen. Veganer auf eine Stufe zu stellen mit Leuten, die von Ethik nichts wissen wollen ist weder ein Argument noch eine auch nur halbswegs nachvollziehbare Aussage. Selbstverständlich ist veganer Konsum auch strategischer Konsum. Das zu bestreiten ist so wenig ein Argument, wie zu behaupten, dass der Kauf von Kleidung, die ohne Kinderarbeit hergestellt wurde, nichts bringen würde. Das Gegenteil ist richtig.
Elisabeth Raether:
3. Die Annahme: Vegan is the future
Die Wirklichkeit: Wären alle Menschen Veganer, gäbe es keine Bauernhoftiere mehr, und also keinen Kuhmist, keine Kuhmistdüngung und keine biologisch-dynamische Landwirtschaft mehr – immerhin die nachhaltigste Landwirtschaftsform, die wir derzeit kennen. Stattdessen gäbe es noch mehr Phosphatdünger auf den Feldern, wie er in der konventionellen Landwirtschaft in großen Mengen eingesetzt wird. Der ist leider giftig. Könnte man durch Düngung mit Pflanzenresten und durch Anbau von stickstoffbildenden Zwischenfrüchten Erträge erwirtschaften und die Bodenfruchtbarkeit erhalten? Nein. Zumindest nur in sehr wenigen Weltgegenden.
Christian Vagedes:
Was Frau Raether hier schreibt ist buchstäblich »Mist«. Denn Gülle ist für die Umwelt ebenso eine Belastung wie andere Überdüngungen. Studien beweisen: (Veganer) Kompostdünger mit Regenwürmern ist effizienter und umweltschonender als Tiermist oder Gülle. Mit Phosphatdüngung hat das nichts zu tun. Abgesehen davon hat schon der Begründer der dynamischen Wirtschaftsweise gewusst, dass vegan die Zukunft ist. Begründet hat er das übrgens mit dem Leiden der Tiere. Typisch für Raether ist die formulierte Ausrede über Ausnahmegegenden auf der Welt: Fangen wir doch bei uns mit veganer Landwirtschaft an. Unsere überdüngten Böden haben es bitter nötig. Die Todeszonen um die Küsten der Welt herum sind ein Produkt der Überdüngung. Auch durch Tierdung. Und wenn alle vegan leben würden, müssen wir bedeutend weniger Pflanzen anbauen als heute. Deswegen brauchen wir dann auch viel weniger Dünger.

Elisabeth Raether:
4. Die Annahme: Wenn man Fleisch isst, ist man Schuld am Welthunger, weil Nutztiere den Menschen das Getreide wegfressen.
Die Wirklichkeit: Zweidrittel der weltweit landwirtschaftlich genutzten Flächen sind Grasland, das man nicht in Ackerland umwidmen kann. Menschen können kein Gras essen, Wiederkäuer schon: Sie machen hochwertige Proteine daraus, die uns ernähren.
Christian Vagedes:
Tatsache ist, dass 90 % des Sojas an Tiere verfüttert werden, ca. 50 % des Getreides. Wer hier keinen Zusammenhang erkennt, sucht eindeutig nach Ausreden, um den Jetzt-Zustand zu erhalten, der spätestens morgen die Ernährungssicherheit der Welt gefährdet. Schon heute hungern Menschen. Auch das Institut für Weltwirtschaft sagt klar: Der Welthunger ist ein Problem des Fleischkonsums. Das Grasland-»Argument« ist eine der typischen Ausreden für die, die Angst vor Veränderungen haben. Aber nur Veränderungen können die Böden heilen und alle Menschen satt machen. Mögen auf Flächen mit Disteln auch in Zukunft Ziegen gehalten werden – das ist kein Argument dafür, um das in Europa auch zu machen.
5. Die Annahme: Für den Anbau von Futtermitteln wird der Regenwald gerodet, was dem Klima schadet.
Die Wirklichkeit: Das ist EU-Politik. Gefördert wird die Einfuhr von Futtermitteln aus Brasilien und Argentinien, indem keine Zölle erhoben werden. Nicht gefördert werden dagegen die Weidehaltung und die Tiergesundheit. Billiges Futter macht das Fleisch und die Milch billig. So lässt sich viel Geld verdienen. Es wäre offensichtlich wirkungsvoller, diese Politik infrage zu stellen, und nicht den Fleischkonsum.
Christian Vagedes:
Auch hier irrt Raether gewaltig. Die EU ist im Moment nicht dazu in der Lage, ihre sogenannte »Eiweiß-Lücke« zu schließen und ist daher auf den Raubbau im Regenwald angewiesen. Fakt ist: Jedes nichtvegane Produkt trägt seit vielen Jahren nachweislich zur Abholzung von Regenwald bei. Auch hier fragt man sich: Wo ist das Gegenargument? Mit »Wirklichkeit« hat Raethers Ausführung nichts zu tun. Geld verdient man im übrigen mit den riesigen Mengen an Düngemitteln, Chemikalien und Arzneimitteln, mit denen man in einer veganen Welt weniger Profite einfahren würde - zugunsten der Umwelt, des Klimas und der Gesundheit von Menschen und Tieren.
Elisabeth Raether:
6. Die Annahme: Fleischlose Ernährung ist gesünder.
Die Wirklichkeit: Bislang hat noch keine Studie nach wissenschaftlichen Kriterien nachweisen können, dass die vegane oder vegetarische Ernährung gesünder wäre als die abwechslungsreiche Vollwertkost, wie sie zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt.
Christian Vagedes:
Selbst nach Aussagen der DGE essen die Deutschen viel zu viel Fleisch. Dass es keine Studien gäbe ist eine Falschbehauptung aus der Propaganda-Ecke. Es gibt viele Studien. Einer der rennomiertesten Ernährungswissenschaftler der Welt, Prof. T. Colin Campbell plädiert seit 20 Jahren für eine vegane Ernährung, das ist das Ergebnis der Auswertung vieler Studien und seines Lebenswerkes. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass hoher Fleisch- und Milchkonsum Krebs fördert. Menschen wie Blll Clinton wissen es besser: Allein ihre Umstellung auf vegan hat sie von ihrem körperlichen Leiden befreit. Immer mehr Menschen berichten davon, dass ihre körperlichen Leiden durch Umstellung auf vegan gelindert oder geheilt wurden. Ganz sicher ist eine abwechselungsreiche vegane Vollwertkost bei weitem gesünder als eine mit Tierprotein. Dass das so ist kann man sogar an seinem persönlichen Wohlbefinden erleben. Das Hautbild verbessert sich ebenso wie die körperliche Leistungsfähigkeit.
PS von Christian Vagedes: Besonders schlimm finde ich, dass in Deutschland über derartige Zukunftsthemen nicht wirklich debattiert wird. Schon in meinem Buch »Veg Up. Die Veganisierung der Welt« habe ich zu allen genannten Punkten mehr als ein Argument gebracht, Vorschläge unterbreitet und verweise dabei auf viele wissenschaftliche Untersuchungen. Dass das Zeitmagazin so etwas wie Raethers Wurst-Verteidigung unkommentiert druckt, stimmt mich nachdenklich. Ich hätte ihren leitenden Redakteuren mehr zugetraut. Das ist Stammtischniveau. Kommt als nächstes eine Rechtfertigung für Kinderarbeit?

»Her mit der Wurst«? Her mit mehr Intelligenz und Empathie!

Hier der Link zum Artikel von der ZEIT.DE

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